Norwegen

Kong Haakons tale, 17. Mai 1940

Die klassische Quellenkritik stößt bei der Untersuchung moderner Medien häufig an ihre Grenzen. Bei herkömmlichen, in schriftlicher Form vorliegenden Texten, ist es erheblich einfacher, Entstehungsrahmen und -hintergrund zu rekonstruieren. Deutlich komplizierter gestaltet sich dies bei digitalen Quellen und man sieht sich von vornherein mit der Frage nach der Authentizität konfrontiert. Dies ist der Grund, wieso im Folgenden die zu untersuchende Quelle, König Haakons Rede vom 17. Mai 1940 (zu finden auf der offiziellen Website des Königshauses), nicht primär im Hinblick auf den Materialhintergrund hin, sondern auf ihre inhaltliche Interpretation, sprich ihre Rhetorik und ihre ihr zu Grunde liegende Ideologie untersucht werden soll.

Bei der äußeren Kritik sind vor allem vier Punkte entscheidend: Entstehungsort, -zeit, Verfasser und Adressat. Schon bei der Ortsangabe gibt es erste Schwierigkeiten. Auf der Internetseite des Königshauses findet sich auf den ersten Blick keine diesbezügliche Angabe. Folgt man jedoch den verlinkten Seiten, kann man feststellen, dass eine weitere Rede Haakons des selbigen Tages in Bodø entstanden zu sein scheint. Man kann also davon ausgehen, dass der König sich mit großer Wahrscheinlichkeit entweder dort oder in Tromsø aufhielt, da sich hier seit dem 1. Mai der Regierungssitz befand. Das Ausstrahlungsdatum wiederum ist klar angegeben, Verfasser (Haakon) und Adressat (das norwegische Volk) gut nachzuvollziehen. Daher liegt, wie einleitend bereits hingewiesen, die größte Problematik wohl in der Ermittlung des übertragenden Mediums bzw. des ausstrahlenden Radiosenders. Norsk rikskringkasting (NRK), als größter staatlicher Sender bereits am ersten Tag der Besatzung von den Deutschen übernommen, fällt hier aller Wahrscheinlichkeit nach weg. Spekulierend könnte man annehmen, dass es sich um eine lokale Rundfunkanstalt handelte. Dennoch sollte man sich bei der vorliegenden Quelle die Frage nach der Authentizität stellen, wenn die Herkunft nicht eindeutig zu klären ist. Aus dem gesichteten Material allein lässt sich die Herkunft nicht eindeutig klären, es sollte jedoch davon ausgegangen werden können, dass es sich bei der offiziellen Seite des norwegischen Königshauses um einen seriösen Bereitsteller handelt und von einer authentischen Datei gesprochen werden kann.

Befasst man sich nun genauer mit dem Inhalt der Rede Haakons, sollten einige historische Hintergründe im Vorfeld kurz erläutert werden. Wie bereits erwähnt, befand sich Norwegen zum Zeitpunkt der Ausstrahlung schon einige Zeit unter der Besatzung der Deutschen Wehrmacht, die am 9. April in Norwegen im Zuge der Weserübung einmarschierte. Haakon lehnte nach Absprache mit seiner Regierung eine Kapitulation ab und flüchtete am 7. Juni ins Exil nach London. In Norwegen formierte sich über die Jahre der Okkupation hinweg ein organisierter Widerstand, der im Nachhinein oft als großes nationales Identifikationsbild gesehen wurde.

Der 17. Mai, der in der Rede von Haakon erwähnt wird, ist der norwegische Nationalfeiertag.

Wie geht der König nun also in seiner Ansprache vor? Meiner Meinung nach gibt es hier drei wichtige Stationen, die auch einer festen Reihenfolge folgen. Als erstes lässt sich hier das Zusammenfassen der Lage, die Rechtfertigung und Verteidigung seiner Entscheidungen, „vi valte så langt det lot seg gjøre å sette alt inn på å bevare selvstendigheten “(Min. 1:52,) und natürlich der Vorwurf dem Gegner gegenüber, „forferdelig urett den har begått“ (Min. 1:20), nennen. Haakon schafft hier also zunächst eine Grundlage für die Diskussion, ein Fundament für seine Argumentation, bei der er und seine Entscheidungen eine nachvollziehbare Motivation bekommen.

Der nächste Punkt ist der Kontakt zum Volk. Dies geschieht, indem er einerseits einzelne Bevölkerungsgruppen („telegraffolk, jernbanefolk, arbeidere“(Min. 3:40), „marinen“(Min. 3:07)) als positives Beispiel hervorhebt, „[som] har hjulpet militærvesenet i disse vanskelige dager“(Min. 3:35), andererseits aber an die ganze „sivilbefolkningen“(Min. 4:02) appelliert. Indem er hier die breite Masse einbezieht, schafft er eine Identifikationsgrundlage für das gesamte Volk. Zudem wird sogleich auch der zukünftige Verbündete zweifelsfrei festgestellt: „med våre alliertes hjelp“(Min. 2:40) soll die Freiheit zurückgewonnen werden.

Eng hiermit einhergehend, als letztes und vielleicht wichtigstes Glied in seiner Argumentationskette, steht der positive Ausblick in die Zukunft, den der König gibt. Ein Volk unter Fremdverwaltung braucht Hoffnung und Haakon gibt sie der Bevölkerung: es ist von elementarer Bedeutung „ ikke å oppgi troen på og håpet om at dere skal befries“(Min. 4:37). Denn nur so können die Menschen ihre Aufgabe erfüllen: „å bevare Norge som et fritt, selvstendig land“(Min. 4:59).

Haakons Rhetorik ist klar, präzise und perfekt konstruiert. Er gibt seinem Land, seinem Volk eine Aufgabe, mit dem es seine Hoffnungen verbinden kann. Er schafft eine argumentativ unterstützte Grundlage für den Widerstand, für die Identifikation eines jeden norwegischen Bürgers. Schließlich stellt er auch die Verbindung zwischen sich und seinen Untergebenen her, der vielleicht wichtigste Gesichtspunkt. Haakon sichert sich so die zukünftige Unterstützung.

Dass er mit seiner Argumentation wichtige Impulse gab, kann man am sich bald darauf formierenden Widerstand herauslesen. Inwieweit aber Haakons Rede den Widerstand tatsächlich beeinflusste, kann heute nicht mehr eindeutig nachvollzogen werden.

– verfasst von Felix Guhl (Bachelorstudierender der Skandinavistik/Nordeuropa-Studien am Nordeuropa-Institut)

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Kystfort.com – „Norwegens größtes Internetforum im Bereich der Okkupation und Militärgeschichte Deutschlands zwischen 1940 und 1945“

Screenshot der Startseite von Kystfort.com

Screenshot der Startseite von Kystfort.com

Das norwegische Informations- und Blogprojekt Kystfort.com wurde im Jahr 2005 erstmals erstellt und ist ausschließlich in norwegischer Sprache verfügbar. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus WordPress-Blog, Informationssammlung und Internetforum. Betreiber des Projekts ist der norwegische Grafikdesigner Erik Hårberg, wobei projekteigene Beiträge auch von diversen anderen Autoren stammen. Das Ziel der Internetseite ist offenbar eine Darstellung und Vermittlung von Informationen rund um die deutsche Militärgeschichte in Norwegen der Jahre 1940 bis 1945, vorzugsweise deutsche Festungs- und Bunkeranlagen (“Atlantikwall”) betreffend. Gestützt wird Kystfort von einem Webshop namens Krigsbunkeren.no, der Texte, Bücher und Bilder, die im thematischen Bereich des Krieges in Norwegen angesiedelt sind, anbietet und ebenfalls von Hårberg betrieben wird.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Kystfort prinzipiell um einen WordPress-Blog, also ein System, durch welches einem Autor ermöglicht wird, ohne großartige Programmierungs- und Designkenntnisse mehr oder weniger regelmäßige Beiträge zu veröffentlichen, diese mit diversen Online-Medien, wie hypertextliche Querverweise oder Youtube-Videos, zu verbinden und anschließend mit Hilfe einer Kommentarfunktion zur Diskussion zu stellen. Doch der eigentliche, zentrale Inhalt der Seite besteht eher weniger aus dem Blog, da quantitativ kaum nennenswerte Beiträge veröffentlicht wurden (11 Beiträge im gesamten Jahr 2013). Der Großteil dieser Beiträge besteht aus kurzen Zusammenfassungen von Zeitungsartikeln, in denen das projektspezifische Thema behandelt wurde, bspw. als 2013 ein ehemaliger deutscher Bunkerkomplex in der Nähe von Stavanger im Zuge eines Wohnungsbauprojekts entdeckte. NRK berichtete über diesen Fund und thematisierte die Frage, was mit solchen Erinnerungsträgern geschehen soll (http://www.kystfort.com/?p=192).

Der Großteil des Inhalts von Kystfort besteht aus dem Forum, das man über den ersten Link in der horizontal verlaufenden Navigationsleiste erreichen kann. Neben der Vielfältigkeit der Kategorisierungen von Thematiken innerhalb des Forums, ist die Statistik von über 64.000 Beiträgen bei rund 3.800 registrierten Mitgliedern (Stand: 03.03.2014) enorm. Kystfort selber bezeichnet das Forum als Norwegens größtes Internetforum, das im Bereich der Okkupation und Militärgeschichte Deutschlands zwischen 1940 und 1945 angesiedelt ist. Es werden klare Benutzungsrichtlinien vermittelt, die politische Aussagen aus jedweder Richtung nicht dulden und ebenfalls dazu dienen, klarzustellen, dass das Kystfort-Forum ein unpolitischer Diskussionsort für historisch Interessierte ist.

Über den zweiten Menüpunkt der Navigation gelangt man zum allgemeinen Abschnitt der deutschen Bunkeranlagen in Norwegen, wobei sich hier ein Untermenü zur Spezifizierung in die verschiedenen Küstenregionen öffnet. Interessant ist hierbei, dass keiner dieser Inhalte – man nimmt beim ersten Blick an, es handle sich hier um die inhaltlich größte Subpage von Kystfort – explizit zu Kystfort gehört bzw. überhaupt Inhalt bietet, denn jeder der Links zu den verschiedenen Regionen beinhaltet eben keinen selbst verfassten Artikel mit Informationen o.Ä., sondern lediglich eine Verlinkung zum jeweiligen Bereich des Forums, was in keinster Weise erkennbar ist.

Der nächste Punkt in der Navigation lautet “Kystfort Informasjon” und beinhaltet eine Weiterleitung auf eine Seite innerhalb des WordPress-Blogs, auf der sämtliche Meldungen bzgl. des Projekts selber dargestellt werden, also im Grunde eine Zusammenfassung der Blogbeiträge, die das eigene Projekt betreffen, wie bspw. Änderungen an der Homepage. Dieser Kategorie kann man entnehmen, dass die Umstellung auf WordPress erst 2013 erfolgte und der Inhalt zuvor noch über ein anderes, nicht genanntes System dargestellt wurde.

Der darauf folgende Navigationspunkt ist der bereits erwähnte Webshop, der dem Projekt als (finanzielle Stütze) dienen soll. Hier wird man auf eine an sich fremde URL verlinkt (www.krigsbunkeren.no). “Nyheter fra land og strand” [dt. Neuigkeiten von Land und Strand] bildet den vorletzten Abschnitt der Navigation. Hier sind sämtliche Blogbeiträge zu finden, die sich nicht um das Projekt selber drehen, sondern konkreten thematischen Inhalt besitzen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier zumeist um bereits veröffentlichte Artikel oder Beiträge, die kurz zusammengefasst und verlinkt werden.

Die letzte Kategorie “Kystfortblogg” beinhaltet lediglich einen Beitrag, der im Grunde nur aus einem einzigen Link zu einem PDF-Dokument besteht, welches sich “Andørja 1940-1945” nennt. Darin enthalten sind schriftlich festgehaltene Interviews von Zeitzeugen, die in diverse Kategorien unterteilt worden sind und von Evakuierung bis Widerstandsarbeit reichen.

Darüber hinaus bietet Kystfort weitere, für Blogs übliche Inhalte, wie eine Suchfunktion, ein Direktzugriff auf das Beitrags- und Kategoriearchiv sowie eine Kurzübersicht der letzten fünf Beiträge des Blogs. Ferner befindet sich auf der Startseite ein Kalender, der allerdings komplett ohne (aktuellen) Inhalt ist und dazu dienen soll, an bestimmte historische Ereignisse oder sonstige Aktivitäten, wie Ausstellungen o.Ä. in Kalenderform zu erinnern. Hinzu kommt, dass man direkt zu Beginn mit privaten Fotografien von bestimmten Bunkeranlagen konfrontiert wird.

Was die visuelle Umsetzung betrifft, wirkt das Projekt recht unfertig und erweckt den Anschein, als wäre es noch in der Entwicklungsphase. So befinden sich auf der Startseite am oberen und unteren Rand jeweils ein schwarz hinterlegter Bereich, der Webdesign-Vorlagentexte beinhaltet (Bsp.: “You can change this text using theme Settings > Footer”). Der gesamte Hintergrund der Webseite besteht aus einer offenbar von Hårberg selbst angefertigten Karte Norwegens, auf der sämtliche Bunkeranlagen und Stellungen eingezeichnet sind, und welche nebenbei auch im Webshop zum Verkauf steht und darüber hinaus auch Hintergrund des Webshops ist und das Logo dessen beinhaltet. So steht man also vom ersten Moment mit Werbung des Shops in Kontakt. Der Blog an sich ist in hellen Farben, vorwiegend weiß, hellgrau und blau gehalten, wobei die verschiedenen Bereichsüberschriften schwarz hinterlegt sind, wodurch diese sich ganz klar vom Rest abheben, was im Allgemeinen eine recht hohe Übersichtlichkeit sowie Neutralität hinsichtlich der Farbgebung zur Folge hat.

Das Logo der Projektseite Kystfort steht gut sichtbar direkt über der Navigationsleiste und besteht aus einer stilisierten Abbildung des von Stacheldraht umgebenen 28cm Geschützes der Festung Fjell. Da der Stacheldraht beinahe schon provokativ um das Geschütz verläuft, könnte man darin die Forderung zur Bewahrung von Küstenstellungen in Norwegen als Erinnerungsort des Krieges (norw. “krigsminne”) deuten. Mit Blick auf das Forum, den inhaltlich vermeintlich größten Teil der Seite, sticht einem die Bannerwerbung im Header ins Auge. Zum Einen wird auch hier mittels Banner für den Webshop geworben, aber zum Anderen existiert auch ein Banner, der für einen fremden Webshop für Outdoorbekleidung und Ausrüstung mit dem Slogan “Utstyret til Bunkerturen finner du hos oss!” [dt. “Ausrüstung für Bunkertouren findest du bei uns!”] wirbt (www.utstyrskontroll.no).

Das Projekt kann teilweise als problematisch eingeschätzt werden, denn der erste Eindruck der Seite ist durchzogen von obskur und beinahe schon verherrlichend wirkenden Abbildungen. Man wird förmlich überrannt von Fotos deutscher Küstengeschütze, was, speziell in Verbindung mit der scheinbaren Lückenhaftigkeit der visuellen und teilweise auch inhaltlichen Bearbeitung, das Projekt in eine gewisse Unseriosität drängen könnte. Auch die Aufdringlichkeit der Werbung durch das gewählte Hintergrundbild des Blogs trägt ihren Teil dazu bei. Dabei ist die Intention von Kystfort, nämlich das Bewahren von Bunkeranlagen der Deutschen im besetzten Norwegen als Erinnerungsorte des Krieges, eine durchaus sinnvolle und meines Erachtens nach auch lobenswerte. Dabei scheinen die Betreiber auf reges Interesse zu stoßen, wie es die Statistiken des Forums offenlegen. Laut eigener Aussage sind die Mitglieder über das ganze Land verstreut und haben Spaß daran, Touren durchzuführen und Überreste oder bestehende Bunkeranlagen zu entdecken oder zu fotografieren und Besonderheiten zu diskutieren. Sogar gemeinsame “Community-Treffen” zu gemeinsamen Touren werden geplant und auf Bildern festgehalten. Auf der anderen Seite erscheint es als problematisch, dass Autoren oder Betreiber kaum klar erkennbar sind. Informationen über Hårberg findet man erst über die Verlinkung zum Webshop und von dort zu seiner persönlichen Homepage.

Abschließend lässt sich sagen, dass Kystfort ein interessantes Projekt ist, das einen positiven Grundgedanken beherbergt, den offensichtlich sehr viele User teilen. Die teils misslungene Umsetzung, die an einigen Stellen recht lückenhaft und unfertig wirkt, verhält sich hier wie eine Hürde. Offenbar hatte man 2013 vor, Kystfort auf WordPress umzustellen, doch es wirkt, als wäre dieses Vorhaben angefangen und nie beendet worden, was sehr schade ist, da besonders das Forum ein wertvoller Ort zu sein scheint, der ziemlich ungeschickt in die Seite eingebunden ist, sodass die Unübersichtlichkeit vorherrscht.

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NORDIKI – Das Netzportal mit Archivmaterial aus dem besetzten Norwegen

Screenshot der Hauptseite des Digitalarchivs NORDIKI

Screenshot der Hauptseite des Digitalarchivs NORDIKI

Der ausschließlich norwegische Internetauftritt Nordiki.no wurde am 14. April 2005 erstellt und ist ein rein institutionell gestütztes Projekt. Die Projektgruppe, die Nordiki betreibt, besteht ausschließlich aus Universitäts-, Hochschul-, Archiv- und Museumsmitarbeitern aus Bergen. Projektleiter und Ansprechpartner ist Prof. em. Stein Ugelvik Larsen vom Institut für Informations- und Medienwissenschaft der Universität Bergen. Im Grunde handelt es sich bei Nordiki um ein volldigitalisiertes Quellenarchiv, das alle Seiten des Zweiten Weltkrieges und der Okkupation Norwegens zwischen 1940 und 1945 durch Foto, Film, Audio und verschiedene Presseerzeugnisse der Zeit zu dokumentieren versucht. Dadurch möchte man einen größtenteils vollständigen Einblick in die Okkupationszeit Norwegens liefern, vor allem, um der Forschung neuartige Möglichkeiten der Analyse und Historiographie dieser Zeit zur Verfügung zu stellen. Dabei wendet sich Nordiki vor Allem an die Öffentlichkeit und Privatmenschen und bittet um Mithilfe bei der Vervollständigung des Archivs durch Einsenden und anschließender Qualitätskontrolle von Material sowie dazugehöriger Verlinkung zu bisherigen Webprojekten, die ebenfalls in dem Themenfeld angesiedelt sind.

Die Startseite von Nordiki besteht aus einer Art Willkommensseite, auf der einige historische Bilder sowie ein Willkommensgruß in drei Sprachen – Norwegisch, Englisch sowie Deutsch – vorhanden sind. Gelangt man nun automatisch zur Hauptseite, erkennt man die klare und übersichtliche Struktur des Webprojekts: Mittig auf der Seite befindet sich der Inhalt. Linksbündig befindet sich die thematische und chronologische Navigation durch das Webarchiv, beginnend mit Krigsforspill [dt. etwa “Vorkriegszeit”], Okkupasjonen [dt. “die Besatzung”] sowie abschließend Frigjøringen [dt. “die Befreiung”]. Jeder dieser Zeitabschnitte ist in der Navigation erneut in verschiedene Punkte unterteilt. In der Vorkriegszeit befinden sich Punkte über wichtige Aktivitäten im Allgemeinen, Hitlers Norwegen-Besuch 1934 und die Invasion. Unter dem Punkt der Besatzung sind die Abschnitte über die deutsche Besatzungsmacht, die alliierten Streitkräfte, den Widerstand (“Heimatfront” & illegale Presse), deutsche, alliierte und norwegische Propaganda, norwegische Kollaboration sowie Alltagsleben zu finden. Die Befreiung unterteilt sich in “Mai 1945” als Thema sowie die Rechtsprozesse der Verräter [norw. “landssvikoppgjøret”]. Viele dieser Inhaltsseiten bestehen aus Bildern, einem kurzen Einführungstext sowie einer Auflistung von Primär- und Sekundärquellen zu dem Thema, wobei (noch) nicht zu jedem Themenfeld Primär- oder Sekundärquellen vorhanden sind.

Rechtsbündig befindet sich das zweite Navigationsmenü, über das man zu Foto-, Film-, Ton- und Dokumentsammlungen anderer Webprojekte gelangt. Ebenfalls sind dort verschiedene Online-Datenbanken verzeichnet. Bei den Sammlungen und Datenbanken handelt es sich sowohl um Privatprojekte, als auch um institutionelle Seiten. Über das rechtsbündige Navigationsmenü gelangt man außerdem zu einer Auflistung von Büchern, die in Zusammenarbeit mit einzelnen Mitarbeitern von Nordiki entstanden sind, und zu einer Art weiterführenden Linksammlung. Hier werden themenspezifische Internetausstellungen, weiterführende (zumeist private) Webprojekte, Literaturlisten, sonstige Artikel sowie bevorstehende Informationstage oder Seminare verschiedener Institutionen angegeben und verlinkt. Abschließend wird ein Beitragsarchiv angeboten.

Die Homepage ist sehr simpel gehalten. Man hat sich für ein übersichtliches, dreispaltiges Format entschieden, wobei die beiden Navigationsmenüs und der jeweilige Inhalt die Spalten bilden. Die Farbgebung ist schlicht und hell: ein weißer Hintergrund, hellgrau hinterlegte Felder und pinkfarbene Überschriften. Dadurch wirkt die Seite im Allgemeinen recht neutral und ist gut lesbar. Des Weiteren ist Nordiki frei von Werbung und sonstigen Einblendungen. Lediglich ein Google-custom Suchfeld zur Nordiki-internen Suche und ein “Folge uns auf Facebook” Button sind in den Navigationsspalten vorhanden. Durch einen Klick auf den Facebook-Button gelangt man auf das Projektprofil, von welchem aus ebenfalls Neuigkeiten und Beiträge veröffentlicht werden.

Da Nordiki eine institutionelle, universitätsgestützte Homepage ist, erwartet man gerade hier gut recherchierte Inhalte, Objektivität sowie eine gute Umsetzung. Nach wenigen Minuten wird einem klar, dass diese Punkte hier voll und ganz zutreffen. Es werden nicht nur alle Seiten der Okkupation beleuchtet, sondern auch dadurch, dass es sich bei Nordiki um ein reines Webarchiv handelt, objektiv vermittelt. Die Orientierung und Navigation ist stets nachvollziehbar und logisch und unterstreicht dadurch den Gesamteindruck. In einigen Quellenkategorien trifft man auf bereits behandelte Webprojekte, wie bspw. NUAV, digitalokkupasjon oder krigsminne, was den Blick auf diese Projekte wiederum in ein positives Licht rücken kann, da laut Nordiki-Disclaimer, eine Qualitätskontrolle vor einer Verlinkung durchgeführt wird. Das Projekt stellt einem eine breite und äußerst detaillierte digitalisierte Quellenlandschaft zur Verfügung und kann als eine Art “Zentrum” zur Quellenrecherche dienen, da, gerade durch die Verlinkungen auf weiterführende Projekte, der Informationsgehalt enorm ist. Allerdings muss man beachten, dass die themenspezifischen Primär- und Sekundärquellen nicht vollständig sind und es durchaus vorkommt, dass eine Quellenauflistung noch komplett inhaltsleer ist.

Abschließend lässt sich sagen, dass Nordiki ein gelungenes Projekt ist, das für jeden Interessierten oder Forscher im Bereich der Okkupationszeit als Anlaufstelle zur Quellensuche dienen kann und sollte, da sich kaum anderswo im Internet eine derartige Masse und Vielfältigkeit von digitalisierten Primär- und auch Sekundärquellen innerhalb dieser Thematik finden lässt. Die Umsetzung ist gelungen und aufgrund von fehlender Werbung oder Sponsoring-Einblendungen lassen sich keine Punkte finden, die die Seriosität der Homepage in Frage stellen könnten.

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Waffen-ss.no: Wissen oder Werbung?

Screenshot von waffen-ss.no

Screenshot von waffen-ss.no

“This is a non-political site and does NOT subscribe to any revisionist organizations and neo-nazi beliefs. The people behind this site, are completely clear of all the cruelty the German nazi regime caused! This site is for other historians, and mainly WWII Collectors.” 

heißt es in dem Disclaimer vor Betreten der Seite waffen-ss.no. Doch die Betreiber der Seite sucht man vergebens; ein Impressum gibt es nicht. Offensichtlich bekennt sich niemand zu den Inhalten auf waffen-ss.no. Thematisch widmet sich die Internetseite der Geschichte der Waffen-SS.

Beim Betrachten der Hauptseite fällt zunächst der Header auf. Dort befindet sich ein bunt gestalteter Werbebanner, der mit einem Military-Memorabilia-Shop namens 1944Shop.com verlinkt ist. An den Rändern der Hauptseite befindet sich das Menü. Der Mittelteil ist inhaltslos.

Insgesamt enthält das Menü auf der Hauptseite sechs thematisch-sortierte Unterpunkte. Der erste Menüpunkt HISTORY PAGES liefert eine kurze historische Darstellung über Kriegsverbrechen, die von der Waffen-SS während des Zweiten Weltkrieges begangen wurden. Der folgende Menüpunkt Norwegians volunteeres in Waffen-SS [sic!] dokumentiert die verschiedenen norwegischen Ausprägungen innerhalb der Waffen-SS. Dem Aufbau der Organisation widmet sich dritte Unterpunkt WAFFEN-SS. Der vierte Menüpunkt WAFFEN-SS DIVISIONS listet verschiedene SS-Divisionen auf und dokumentiert diese auf weiteren Unterseiten. Der fünfte Menüpunkt WWII “COLLECTORS“ PAGES beinhaltet drei Archive mit Verlinkungen zu anderen Stätten im Internet. Weitere Artikel zu diversen Themen, die mit der Waffen-SS in Verbindung stehen, werden im sechsten Unterpunkt ARTICLES geliefert.

Die Texte auf waffen-ss.no sind sehr ausführlich, informativ und enthalten zahlreiche Fakten und Daten, die aber, wie auf vielen Internetseiten leider üblich, nicht durch Quellen belegt werden. Zudem illustrieren auf den einzelnen Unterseiten zahlreiche Fotos, Propagandaplakate und eingescannte Dokumente aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges den textlichen Inhalt. Die meisten Bilder sind mit der URL der Seite versehen. Teilweise wurden bei der Beschriftung der Bilddokumente Frakturschriften benutzt, die im Gesamtkontext der Seite unangemessen erscheinen.

Der oben genannte Werbebanner und ein Disclaimer, der die Seite nochmals von jeglichem politischen Gedankengut distanziert,  werden als einzige feste Elemente auf jeder Unterseite angezeigt. Unter vielen Fotos von Ausrüstungsgegenständen und Medaillen, welche auf den Unterseiten gezeigt und beschrieben werden, befindet sich unter den Bildunterschriften der Zusatz „You can buy it here“ mit entsprechender Verlinkung zu 1944Shop.com. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob die Texte eine erweiterte Produktbeschreibung mit historischen Zusatzinformationen zu den im Internetshop angebotenen Artikeln sind.

Die enge Verknüpfung von waffen-ss.no und 1944Shop.com untereinander sowie die Gestaltung und der Schreibstil beider Seiten lassen darauf schließen, dass der Betreiber ein und derselbe ist. Auf beiden Seiten befindet sich jedoch kein Impressum.

Abschließend lässt sich feststellen, dass waffen-ss.no eine sonderbare Seite ist, die mit einem kritischen Blick begutachtet werden sollte. Die Frage, wer diese Seite betreibt, bleibt offen. Auch der konzeptionelle Hintergrund der Homepage ist fragwürdig. Möchte sie Wissen vermitteln oder ist sie einfach nur eine Katalogseite, die nostalgische Gegenstände bewirbt und diese über den angebundenen Onlineshop indirekt zum Verkauf anbietet?

Der Disclaimer auf der Startseite wirkt grotesk, in Anbetracht der Tatsache, dass die Seite unmittelbar den Namen der Waffen-SS adaptiert und sich der Betreiber nicht zu erkennen gibt. Eine objektive Internetseite, die sich von den Taten der Waffen-SS distanziert, sollte anders auftreten.

Dennoch muss festgehalten werden, dass waffen-ss.no ein Thema der norwegischen Okkupationszeit behandelt, das in der Geschichtsschreibung bis jetzt wenig Beachtung gefunden hat und so, wenn auch ungewollt, auf einen Missstand in der norwegischen Historiografie hinweist.

-MF-

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Norges Krigsbarnforbund – Vereinsseiten als Beitrag zur Erinnerungskultur

Screenshot der Startseite des NKBF

Screenshot der Startseite des NKBF

nkbf.no ist die Homepage des Vereins für norwegische Krigsbarn [im Sinne des zuvor publizierten Beitrags zum Thema Krigsbarn zu verstehen]*. Bereits auf der Startseite wird die Zielgruppe des Vereins und folglich auch der hier untersuchten Internetseiten klar definiert. Die Interessenorganisation richtet sich gemäß des Einleitungstextes vor allem an Personen, die im Zeitraum 1940-1946 von norwegischen Müttern geboren wurden und deren Väter der deutschen Besatzungsmacht angehörten.

Weiterhin folgt der Hinweis auf die parteipolitische Neutralität und auf die Gründung des Vereins, am 18. Februar 1986 durch Per Arne Løhr Meek. Dieses Datum findet sich auch im Header direkt unter dem Namen des Vereins.

Die eigene Zielsetzung des Vereins wird anhand von Fragestellungen und Stichpunkten auf der Startseite deutlich gemacht. Zusammenfassend liegt der Fokus darauf, die Interessen der Krigsbarna zu wahren und wahrzunehmen, Aufklärungsarbeit zu leisten, sowie Rat und Unterstützung bei der Suche nach der Herkunft zu bieten. In einem kurzen Seitentext, der auf den ersten drei Hauptseiten der Homepage ein festes Bestandteil des Layouts ist, lassen sich diese Zielsetzungen wiederfinden in der sogenannten Vision des Vereins ‚die 40 Jahre lang verschwiegene Geschichte der Krigsbarna ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen‘.

Die Internetpräsenz des Vereins ist nur in norwegischer Sprache verfügbar. Eine Online-Registrierung als Mitglied ist nicht möglich, jedoch finden sich in der Navigationsleiste unter dem Reiter Om Forbundet [über den Verein] Kontaktdaten zum Sitz des Vereins in Nesoddtangen, sowie zur Leitung des Vereins und zu regional zuständigen Personen. Die Hauptleitung hat im Moment Gerd-Inger Resch inne, die selbst als Krigsbarn aufwuchs, wie in einem Artikel der norwegischen Zeitung Aftenposten nachzulesen ist. Für Mitglieder des Vereins stellt die Seite ein Mitgliedsblatt ‚Røtter‘ [Wurzeln] zur Verfügung, das jedoch nicht öffentlich zugänglich ist. Hier zeigt sich die Orientierung an der bereits erwähnten relativ klar definierten Zielgruppe.

Inhaltlich bieten die Seiten des NKBF tiefergehende Einblicke in die Vereinsgeschichte, sowie in die Satzung des Vereins und die Hauptanliegen der Vereinsarbeit. Entsprechend findet sich in der Navigationsleiste ein Bereich mit der Überschrift Finn din Far! [Finde deinen Vater!]. Hier werden notwendige Informationen zur Suche nach dem deutschen Vater bereitgestellt. Unter anderem erfolgt Aufklärung über die rechtliche Lage bezüglich der Einsicht in Archivmaterial, sowie ein Fragebogen, der an deutsche Kontaktpersonen gesendet werden kann, die bei der Recherche weiterhelfen.

Außerdem liefert die Homepage unter dem Stichwort Dokumentasjon [Dokumentation] eine Übersicht zur rechtlichen Aufarbeitung der Krigsbarn-Thematik, sowie zur Stellungnahme von staatlicher Seite. Laut nkbf.no begann die offizielle öffentliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der Krigsbarn-Thematik im April 1998, mit einem von Bjørn Hernæs gestellten Antrag an das norwegische Parlament, mit der Aufforderung zur Untersuchung der Situation der Krigsbarn. Vertiefende Informationen zur rechtlichen Aufarbeitung liefert zusätzlich eine umfangreiche Linksammlung, die ebenfalls in der Navigationsleiste unter dem Bereich Dokumentasjon zu finden ist.

Einen allgemeinen Einblick in die Geschichte der Krigsbarn liefert die Subpage mit dem Titel Litteratur [Literatur]. Hier findet sich eine Literaturliste mit einer Auswahl an Publikationen sowohl wissenschaftlicher wie auch belletristischer Art. Außerdem wird ein Aufsatz von Kåre Olsen zur Verfügung gestellt, der sich mit der Rolle von Archiven bei der Aufarbeitung der Sache der Krigsbarn befasst.

Nahezu vollkommen verzichtet wird auf die Darstellung von Einzelschicksalen oder die nähere Beschreibung alltäglicher Lebensumstände mit denen Krigsbarna konfrontiert werden konnten und auch immer noch konfrontiert werden können. Dies wäre jedoch meines Erachtens dem Hauptinteresse der Vereinsseiten nicht zuträglich, sondern würde diese überladen wirken lassen. Außerdem bietet vor allem die erwähnte Literaturliste eine gute Ergänzung in dieser Hinsicht.

Die Gestaltung der Homepage des NKBF ist sehr übersichtlich und gradlinig, wodurch sie einen seriösen Eindruck macht. Zudem ist der Verzicht auf Werbung der Seriosität zuträglich. Die äußerliche Form dient dem Inhalt, insofern die benannte Zielsetzung der Seite ist, der Aufklärung zu dienen und Informationen bereit zu stellen. Dank einer sinnvollen Unterteilung in Teilbereiche der Seite, wirkt die Homepage übersichtlich und lässt sich leicht bedienen. Dies wird zusätzlich durch eine einheitliche Farbgestaltung in grau, blau und orange Tönen unterstützt. Auch auf Bebilderungen wird weitestgehend verzichtet, was der Schwerpunktsetzung auf sachliche, informative Inhalte entspricht und die Aufmerksamkeit auf den Text lenkt. Der Thematik entsprechend wurde für den Header eine norwegische Flagge gewählt, die in eine deutsche Flagge der heutigen Zeit übergeht. Die ineinandergreifenden Kanten der Flaggen sind jeweils zackenförmig ausgefranst. Auf den ersten Blick zeigt sich durch die Darstellung der beiden Flaggen deutlich die Verbindung zwischen deutscher und norwegischer Geschichte. Bei näherer Betrachtung könnten die Kanten jedoch als Hinweis auf die häufig sehr schmerzhaften und sozusagen ’scharfkantigen‘ Folgen/Spuren der Geschichte gedeutet werden. Die Wahl der Nachkriegsflagge Deutschlands und nicht der deutschen Flagge der Besatzungszeit, kann als Hinweis auf die Aktualität des Themas interpretiert werden. In Zusammenhang mit den langen Jahren des Schweigens und der stetig sinkenden Zahl von Zeitzeug_innen, entspräche dies der Notwendigkeit von Erinnerung und Aufarbeitung gerade auch in der heutigen Zeit. Gleichzeitig kann die Wahl der Flagge auch als Vermeidung von Hakenkreuzen zur Illustration der Website verstanden werden.

Wie bereits erwähnt, scheint die Internetpräsenz des NKBF eine relativ klare Zielgruppe zu haben, entsprechend der Hauptanliegen des Vereins. Darüber hinaus liefert die Homepage jedoch einen hilfreichen Eindruck über den Stand der öffentlichen und rechtlichen Thematisierung und Aufarbeitung der Geschichten der Krigsbarna. Dies lässt sie zu einer seriösen Quelle für erinnerungskulturelle Forschungsfragen werden, vor allem bezüglich des Beitrags zur geschichtlichen Aufarbeitung durch Vereinsarbeit.

*Die Übersetzungen im Text stammen von der Autorin und sind durch [ ] gekennzeichnet.

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Krigsminne – Erinnerungsort »Festung Bergen«

Screenshot von Krigsminne

Screenshot von Krigsminne

Im Jahr 2005, 60 Jahre nach der Befreiung des vom Deutschen Reich okkupierten Norwegen, startete das Mediencenter der Høgskole i Bergen in Zusammenarbeit mit dem Kulturnett Hordaland das digitale Projekt Krigsminne. Ziel der Internetseite ist das Bereitstellen von Informationen über Verteidungs- und Festungsanlagen in und um Bergen. Ferner werden die beschriebenen Anlagen in den Kontext des Zweiten Weltkrieges und den deutschen Plänen der so genannten »Festung Norwegen« und des »Atlantikwalls« eingebettet.

Leicht verständliche und gut recherchierte Texte bilden den Kern der Wissensvermittlung auf Krigsminne. Rund 70 Bilder, von denen, laut Kulturnett Hordaland, ca. die Hälfte zuvor unveröffentlicht waren, unterstützen die Aussagen der Texte. Zudem gibt es zahlreiche Animationen, die beispielsweise die Funktionsweise eines Kanonengeschosses illustrieren.

Das Seitenmenü ist in acht Unterpunkten aufgegliedert. Der erste Menüpunkt Bergen Befestningsverker gibt einen Überblick über die Geschichte der Festungsanlagen in und um Bergen, beginnend ab 1905. Des Weiteren werden hier mögliche strategische Schutzmaßnahmen beschrieben und diskutiert, die das norwegische Militär im Falle eines feindlichen Angriffes ergriffen hätte bzw. hat. Eine Schilderung aus Sven-Erik Grieg-Smiths Buch „Ingen fiendtlige hensikter“ (Agder 1989) über den deutschen Angriff auf Bergen am 9. April 1940 wird auszugsweise dargestellt.

Der zweite Menüpunkt Festung Bergen beschreibt den Ausbau und die Nutzung der Befestigungsanlagen durch die Wehrmacht in der Okkupationszeit. In diesem Menüpunkt gibt es eine Karte, welche die Stellungen der Geschütze markiert, sowie zwei Animationen. Die eine Animation illustriert, wie die Wehrmacht sich einen alliierten Angriff auf Bergen vorstellte. Die zweite Animation gibt einen Eindruck davon, wie sich ein Soldat bei einem Angriff auf einen Bunker gefühlt haben musste. Ferner gibt es hier zwei Querverweise auf Unterseiten der Homepage, die sich den Themen »Festung Norwegen« und »Atlantikwall« widmen.

Die nächsten Unterpunkte des Hauptmenüs drehen sich um die drei Festungsanlagen Kvarven, Fjell und Tellevik. Zu jeder dieser Anlagen werden geschichtliche Überblicke gegeben und Archivfotos gezeigt. Besonderheiten in diesen Menüpunkten sind ein Fotoalbum eines unbekannten deutschen Soldaten, der auf Tellevik stationiert war, ein interaktiver Rundgang über die Festung Kvarven sowie eine Animation über das Bunkersystem der Festung Fjell. Zudem wird eine Kanone im Betrieb animiert dargestellt.

Der sechste Menüpunkt Festung Norwegen beschäftigt sich mit dem durch die deutsche Besatzungsmacht in Auftrag gegebenen systematischen Ausbau der norwegischen Küste und kontextualisiert dieses Vorhaben mit dem »Atlantikwall«, der die militärische Verteidigung der westlichen Außengrenzen des Deutschen Reichs in der Zeit des Zweiten Weltkrieges gegen alliierte Kräfte garantieren sollte.

Der siebente Menüpunkt Arkivet bietet Downloads von Filmen, Fotos und Zeitungsartikeln rund um die Okkupationszeit in Norwegen an. Des Weiteren werden hier Querverweise zu anderen Internetseiten gegeben, die sich inhaltlich sowohl mit den gleichen Themen wie Krigsminne befassen als auch im Allgemeinen mit der Zeit 1940-1945 in Norwegen. Abschließend folgt eine Auflistung von Museen, die sich mit bestimmten Aspekten des Zweiten Weltkriegs beschäftigen.

Der achte und zugleich letzte Menüpunkt Kart beinhaltet selbst erstelltes Kartenmaterial zu den auf Krigsminne besprochenen Themen sowie eine Animation über einen, zum damaligen Zeitpunkt, möglichen Angriff der alliierten Streitkräfte auf Norwegen und einen Link zu der Homepage des Herdla Museums.

Gestalterisch gibt sich Krigsminne schlicht. Bis auf die Animationen und vereinzelte Bilder ist die Internetseite durchweg in Schwarz, Weiß und Grau gehalten. Die Animationen sind hilfreich, um bestimmte räumliche Gegebenheiten darzustellen. Dennoch wirken sie oft zu verspielt und durch das dort partiell falsch gesprochene bzw. geschriebene Deutsch unseriös. Die Schrift auf den Bildern ist teilweise in einer Frakturschriftart geschrieben, was sehr an die Schriftarten erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland verwendet wurden.

Krigsminne stellt sich als ein sehr interessanter Internetauftritt dar, der durch den gezielten Einsatz verschiedener Medien einen Nutzen stiftenden Weg gefunden hat, Wissen zu vermitteln. Auch die thematische Spezialisierung auf Befestigungsanlagen in Bergen macht die Seite einzigartig. Hinzu kommt, dass man für das Verständnis der verwendeten Begriffe kaum Vorwissen benötigt, was die Seite auch für ‚Laien’ interessant macht.

Dennoch gibt es auch einige Defizite, welche die Seite in ihrem Gesamteindruck schmälern. Das Archiv stellt Material aus der Okkupationszeit Norwegens zur Verfügung und liefert somit prinzipiell gute Quellen. Jedoch sollten hier und auch zu den jeweiligen Bildern auf der Homepage bibliografische Angaben gemacht werden, um ein wissenschaftliches Arbeiten mit diesen Dokumenten zu ermöglichen. Einige Links funktionieren nicht mehr. Die Frakturschrift auf einigen Bildern lässt auf einen zu lockeren Umgang mit der behandelten Thematik schließen.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Krigsminne ein informatives Projekt der Aufarbeitung eines speziellen Aspektes der Okkupationszeit in Norwegen ist, das durch regelmäßige Updates und eine detailliertere Überarbeitung der Optik an Wert gewinnen würde.

-MF-

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Forening Krigshistorisk Landskap Finnmark – Die Finnmark als Erinnerungsort des Zweiten Weltkriegs

Screenshot vom FKLF-Blog

Screenshot vom FKLF-Blog

Die Internetseite des “Forening Krigshistorisk Landskap Finnmark”(krigshistorisklandskap.blogspot.de / FKLF) wurde auf der Plattform Blogspot im Oktober 2010 gestartet und entwickelte sich seitdem rasch zu einem vielbesuchten Blog mit mittlerweile mehr als 66.000 Aufrufen (Klick-Zähler ohne IP-Speicherung). Betrieben wird der Blog von zwei norwegischen, privaten Bloggern: Roger Albrigtsen sowie Bernt Isaksen, aktive Blogger seit 2008 bzw. 2009. Die Internetseite selbst ist in norwegischer Sprache, was interessant ist, da sie auf dem deutschen Blogspot-System erstellt wurde (blogspot.de).

Das selbst bestimmte Ziel des Vereins ist es, die Finnmark und deren Historie als Erinnerungsort des Zweiten Weltkriegs und der Okkupationszeit zu dokumentieren, zu bewahren und zu vermitteln. Dabei wird auf unterschiedliche Art von Unterstützung gesetzt. Zum Einen wird eine jährliche Mitgliedschaft angeboten und zum Anderen wird relativ deutlich per PayPal-Einbindung um Spenden gebeten. Generell schreiben die Verantwortlichen: “Our network of associates extends from Norway via Russia, Sweden, Germany and the United States – People with a genuine interest in helping us dig up relevant material relating to Finnmark in the period 1940-1945.” Darüber hinaus ist eine Vielzahl von Stützen durch diverse Verlage und Stiftungen vorhanden, die auf der Startseite durch Banner dargestellt ist. Dazu zählen der Verlag Kristiansen, die Fritt-Ord Stiftung, die Sparebankstiftelse DNB NOR, Finnmarkseiendommen/Finnmárkkuopmodat sowie die RiddoDuottarMuseat-Stiftung. Außerdem besteht eine Zusammenarbeit mit dem Røde Kors Kriegsmuseum in Narvik (narviksenteret.no).

Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim FKLF um einen Blog, in dem also die einzelnen Beiträge, die in sehr unregelmäßigen Abständen erscheinen, das inhaltliche Zentrum bilden. Momentan (Stand: 04.02.2014) lässt sich der aktuellste Beitrag auf den 02.09.2013 zurückdatieren. Jeder Beitrag ist mit zahlreichen Bildern unterschiedlicher Art versehen. Dabei kann es sich um private Fotos der Blogger bspw. von in Wäldern entdeckten Überresten bestimmter militärischer Gerätschaften oder auch von Scans zu Wissenswertem über die Region Finnmark zur Zeit von 1940 bis 1945 handeln. Dadurch lassen sich die Arten der Blogbeiträge klassifizieren in a) eigene Entdeckungen, die auf Fotos festgehalten und mit kürzeren Informationstexten versehen wurden, und b) wissenswerte Informationen, denen der Anschaulichkeit halber Bilder aus der Zeit (bspw. einer Person, eines Dokuments oder eines Schiffs, die/das von zentraler Bedeutung für ein spezielles Thema ist) angehängt sind. Immer werden die Bilder informativ erläutert, was auf eine Auseinandersetzung mit der Thematik und eine intensivere Recherche deutet. Ferner werden in Beiträgen oft interessante und weiterführende Links zu Artikeln oder Arbeiten außerhalb von FKLF, die sich mit dem Beitragsthema befassen, angeboten.

Die Seite bietet die Blogspot-übliche Archivsuche, mithilfe derer man den gesamten Blog auf Schlagwörter durchsuchen kann und darüber hinaus eine Facebook-Anbindung in Form eines blauen Facebook-Buttons. Durch einen Klick auf diesen Button gelangt man zur (geschlossenen) Facebook-Gruppe des Projekts, die (Stand 04.02.2014) 82 Mitglieder zählt. Außerdem bietet FKLF die Möglichkeit, sich für einen Newsletter einzutragen.

Durch die Tatsache, dass das Projekt auf Blogspot gehosted wird, halten sich etwaige äußerliche Besonderheiten oder Finessen in Grenzen. Den Hintergrund bildet eine simple Textur, die aus grauen, diagonal verlaufenen Linien auf schwarzem Grund besteht. Die einzelnen Beiträge sind dunkelgrau hinterlegt, wodurch sich, besonders im Zusammenhang mit schwarz-weißen Fotos, eine recht düstere Atmosphäre auf dem Blog breit macht. Dies könnte man insofern deuten, dass die Verantwortlichen die Okkupation der Region Finnmark als düsteren Fleck der norwegischen Historie sehen und eine dementsprechende Farbgebung gewählt haben. Der Text in den Beiträgen lässt sich angenehm lesen, da eine ausreichend große Schriftgröße verwendet wird und die weiße Schriftfarbe einen idealen Kontrast zum dunkelgrauen Beitragshintergrund bildet.

Der erste Eindruck von dem Projektblog ist durchweg von Seriosität geprägt, da man sich hier vollends auf gut recherchierte Inhalte konzentriert. Auch nach weiterer Beschäftigung mit dem Blog wird diesem Eindruck nichts entgegengesetzt. Schade ist die fehlende IP-Speicherung des Klick-Zählers, da man ohne diese kaum ein reales Abbild der Präsenz des Projekts erfahren kann, da auch jedes Neuladen der Seite als Aufruf zählt.

FKLF erreicht all seine Ziele auf beeindruckend neutrale Art und Weise, die durch das Blogspot-System angetrieben wird, da man hier keine großartig weitreichenden Designmodifikationen vornehmen kann. Doch genau diese Simplizität ermöglicht den verantwortlichen Bloggern ein objektive und dennoch uneingeschränkte Speicherung und damit Formung von Erinnerungskultur: den Erhalt der Region Finnmark als kriegshistorischen Erinnerungsort.

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Norge Under Andre Verdenskrig (NUAV) – inhaltliche Tiefe schlecht verpackt

nuav.net Main Page

Screenshot der Hauptseite von NUAV

Der Internetauftritt nuav.net ging am 27.01.2000 online und wird von einer Gruppe von privat Interessierten und Hobby-Historikern betrieben. Die Internetseite ist sowohl auf Norwegisch als auch auf Englisch verfügbar, wobei auf der Startseite darauf hingewiesen wird, dass der Inhalt der englischsprachigen Version wesentlich aktueller und sorgfältiger verwaltet ist. Das selbst formulierte Ziel des Internetauftritts ist es, Informationen über Norwegen im Zweiten Weltkrieg zur Verfügung zu stellen. Unterstützt wird der Auftritt durch die Grieg Group, ein globaler Konzern mit mehr als 1900 Mitarbeitern, der in Bereichen wie Transport, Fischerei, Navigation, Investment und Offshore Windparks agiert.

Zunächst ist es von großer Bedeutung für eine Betrachtung, dass  NUAV “not represent any kind of political statement, it is made by people with the historical interest of Norway in the period between 1940 – 1945” (Disclaimer im Footer). Inhaltlicher Kern von NUAV bildet der Artikel-Bereich, in dem einerseits Artikel, Interviews und Biographien und andererseits Ergebnisse eigener Recherchen über in Norwegen stationierte deutsche und alliierte Militäreinheiten und Militärabzeichen vorhanden sind. Dies sind Ergebnisse privater Forschungen der letzten 30 Jahre, was eine bemerkenswerte Zahl ist. So sind bspw. Artikel vorhanden, die auf das Jahr 1988 zurückdatiert sind und denen durch diese Seite nun eine Plattform der Öffentlichkeit geboten werden kann. Auch eine Liste über von den Seitenbetreibern rezensierte Sachbücher mit entsprechenden Inhalten steht zur Verfügung und ist nach Sprache kategorisiert. Direkt von der Startseite gelangt man ferner auf ein eigenes Internetforum, in welchem derzeit (Stand vom 28.01.2014) 434 registrierte User und insgesamt 3208 Beiträge vermerkt sind und in welchem sich interessierte User über Norwegen im Zweiten Weltkrieg austauschen können, wobei auch die Seitenbetreiber teilweise präsent sind und sich zu Wort melden. Auch eine sehr ausführlich ausgearbeitete Zeitleiste, in der alle wichtigen und wesentlichen (militärischen und politischen) Ereignisse in Norwegen von 1939 bis 1945 dargestellt werden, sowie ein lexikonartiges, alphabetisch sortiertes Personenregister werden geboten.

Auf einer eigenen Subpage wird auf die vorhandenen Sponsoren mithilfe von Werbebannern hingewiesen. Auffallend ist, dass hauptsächlich Seiten von (Hobby-) Historikern oder Sammlern aus dem Militariabereich ein Sponsoring mit NUAV eingehen. Ebenfalls auf einer eigenen Subpage haben die Betreiber eine Linksammlung zur Verfügung gestellt, auf welcher Internetseiten und -foren zum Zweiten Weltkrieg, Fotosammlungen sowie Forschungsquellen, in dem Fall Datenbanken und Listen von Fotografien oder vermissten/gefallenen Soldaten, einsehbar sind.

Das Design der Website wurde recht speziell umgesetzt, indem die Start- und damit Hauptseite einer Titelseite aus einer Tageszeitung gleicht, wobei der Titel und Werbebanner oben, der neueste Inhalt sowie Verweise auf zentrale Bereiche der Seite, wie Forum etc. in Zeitungsartikelform darunter folgen. Der Footer besteht aus einer Sitemap sowie dem Disclaimer der Seite.

Insgesamt betrachtet ist die Umsetzung des Projekts in gewisser Weise problematisch, da NUAV sehr detaillierte und wissenswerte Informationen liefern kann, man allerdings von dem sehr veralteten Webdesign (das Design ist angepasst an eine Auflösung von 800x600px.), das zugleich noch mit recht aufdringlicher, so gut wie immer sichtbarer Werbung kombiniert ist, abgeschreckt werden könnte. Auch die Gestaltung in Zeitungsform erweist sich für eine Internetseite als schwierig, da es hierdurch deutlich an Übersichtlichkeit und Stringenz mangelt. Erst die einzelnen Subpages sind übersichtlich angeordnet, folgen jedoch keinerlei Uniformität in Sachen Struktur oder Farbgebung. Hinzu kommt, dass die Werbebanner und damit auch der Inhalt der darin verlinkten Seiten es sehr schwer machen, eine rein objektive Betrachtung durchzuführen, da Militaria-Webshops, Jagd- und Waffenzubehörshops im Kontext mit dem zumindest in Deutschland sehr sensiblen Thema des Zweiten Weltkriegs einem den objektiven Blick – frei von (ungewollten) Hintergedanken – sehr erschwert, da man hier eine gewisse Art von Unseriosität vermuten könnte. Kommt man allerdings von diesem ersten Eindruck ab, so lässt sich feststellen, dass NUAV recht spezielle und auch ganz allgemeine Felder der hauptsächlich deutschen Militärgeschichte in Norwegen von 1939 – 1945 behandelt. Daher besuchen diese Seite womöglich zumeist Geschichts- und Militärinteressierte sowie Hobby-Historiker, wie sie die Seitenbetreiber selber sind. Im Zuge dieser möglichen Erkenntnis erscheint die dargestellte Bannerwerbung daher als logisch und passend. Vereinzelt findet man im Inhalt der einzelnen Subpages Formulierungen, die aus objektiver Historiker-Sicht unangemessen wirken (“Look at the size of this little pea-shooter! Firing a 38 cm projectile at a range of 42 000 meters, this gun would probably make the allies think twice before they attack!” <<http://www.nuav.net/maa.html>>).

Abschließend lässt sich feststellen, dass NUAV einen bemerkenswert gut recherchierten Inhalt in wenigen bestimmten und stark fokussierten Feldern der militärischen Besatzung Norwegens aufweist. Es wird sich von jeglicher Form von politischen Aussagen oder politischem Kontext distanziert. Auffallend ist die Art und Fülle der Werbung und die Tatsache, dass die englische Version der Seite gegenüber der Norwegischen als aktueller deklariert wird. Die Benutzung der Website wird durch das veraltete Design allerdings stark beeinträchtigt, was aber nichts daran ändert, dass im Zuge von NUAV eine intensivere Aufarbeitung und vor allem Auseinandersetzung mit der Besatzungsmacht vonstatten geht.

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Digitalokkupasjon.no – ein bemerkenswertes Projekt mit Schwächen

Screenshot von digitalokkupasjon.no

Screenshot von digitalokkupasjon.no

Digitalokkupasjon.no ist eine norwegischsprachige Internetseite, die am 23. November 2001 vom Medienwissenschaftler Jostein Saakvitne von der Hochschule in Bergen gestartet wurde und vom Fond for lyd og bilde des norwegischen Kulturrådet unterstützt wird. Ziel der Seite ist das Sammeln, Bewahren und zur Verfügung stellen von Materialien aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges und der Besatzung Norwegens 1940-1945. Schwerpunktmäßig werden die Themen Konzentrationslager, Propaganda und psychologische Kriegsführung, Fluchtwege aus Norwegen sowie militärische Kollaboration aufgearbeitet.

Akustische und teilweise transkribierte Augenzeugenberichte bilden den methodologischen Kern der Wissensvermittlung in den Themenfeldern Konzentrationslager und Fluchtwege aus Norwegen. Insgesamt kommen vier unterschiedliche Zeitzeugen zu Wort: zwei ehemalige Widerstandskämpfer berichten von ihrer Zeit in norwegischen und deutschen Konzentrationslagern, ein ehemaliger norwegischer Soldat der Waffen-SS berichtet von seinem Schicksal in sowjetischer Gefangenschaft und ein weiterer Zeitzeuge erzählt von seiner Flucht aus Norwegen.

Dem Themenschwerpunkt Propaganda und psychologische Kriegsführung wird eine ausgelagerte Sonderseite gewidmet. Man erhält einen Überblick über das Thema im Allgemeinen und dessen Anwendung im Ersten und Zweiten Weltkrieg, in der Zwischenkriegszeit sowie in der Nachkriegsphase aus verschiedenen nationalen Perspektiven.

Verlinkungen zu anderen Internetseiten nehmen eine zentrale Rolle auf digitalokkupasjon.no ein. Zu jedem Themenschwerpunkt gibt es ein Link-Archiv zu weiterführenden Homepages. Der Aspekt der militärischen Kollaboration wird gänzlich auf nordiki.no, ein interdisziplinäres Projekt Bergenser Wissenschaftler über die Zeit des Zweiten Weltkrieges in Norwegen, ausgelagert.

Die Gestaltung der Homepage wirkt auf den ersten Blick verwirrend. Die Farbgebung ist durchgehend in Schwarz, Weiß und Rot gehalten. Im Header befindet sich ein lächelnder brauner Soldatenkopf. Die Überschrift der Startseite im Tab lautet „Im nacht und nebel“ [sic!]. Wir erinnern uns: der so genannte „Nacht-und-Nebel-Erlass“ war ein Befehl Hitlers vom 7. Dezember 1941, dem die Inhaftierung tausender Widerstandskämpfer in den damals besetzten Gebieten des Deutschen Reichs folgten. In Anbetracht dieses ersten Eindrucks kann der Verdacht entstehen, dass es sich bei digitalokkupasjon.no selbst um eine Propagandaseite handelt, welche die Okkupationszeit glorifiziert. Beginnt man jedoch mit der genaueren Lektüre der Seite bestätigt sich dieser Eindruck nicht. Auf der Startseite wird der Leitgedanke des Projektes erläutert. Ein Link, der durch das Klicken auf ein Bild anwählbar ist, führt direkt auf die Seite nordiki.no. Des Weiteren befindet sich der Name Jostein Saakvitne in blauen Lettern auf der Startseite. Klickt man auf dieses Textfeld, gelangt man auf ein Verlinkungsarchiv zu diversen anderen Internetprojekten Saakvitnes. Ein viergliedriges Seitenmenü lässt auf die Themenschwerpunkte der Seite schließen. Wird einer der Menüpunkte angewählt, erscheint eine neue Anzeigeseite mit neuen Menüpunkten. Viele Farb- und Schwarz-Weiß-Bilder, welche passend zur Thematik arrangiert wurden, illustrieren die textlichen Inhalte.

Digitalokkupasjon.no weist viele technische Defizite auf, welche die Nutzung erschweren. Einige Links und teilweise Menüpunkte funktionieren nicht bzw. nicht mehr. Seit Inbetriebnahme der Homepage wurde keine weitere Aktualisierung vorgenommen. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Zeitzeugenberichten erscheint diffizil, da die Audiodateien von drei der vier Zeitzeugenberichte nicht abspielbar sind und die Transkriptionen teilweise mit „…“ oder dem Hinweis, dass Textausschnitte noch nachgereicht werden, abgekürzt wurden. Es werden weder Orts- noch Datumsangaben zu den Interviews gemacht. Ferner wird nicht angegeben, ob das Interview gekürzt wurde, wie die Fragen des Interviewers lauteten und unter welchen Bedingungen das Interview zu Stande kam.

Abschließend lässt sich feststellen, dass die Seite interessante Thematiken und Techniken aufgreift, um an den Zweiten Weltkrieg in Norwegen zu erinnern. Die Zeitzeugenberichte lassen die Geschichtsschreibung aus einer weiteren Perspektive begreifen. Der Bericht des ehemaligen Soldaten, der sich freiwillig auf die Seite der Deutschen stellte, bricht mit dem weit verbreiteten Widerstandsmythos, der sich lange in der norwegischen Historiografie über den Zweiten Weltkrieg hielt. Die oben genannten Defizite schmälern den Gesamteindruck der Internetseite jedoch und lassen sie in wissenschaftlicher Hinsicht unseriös wirken.

Digitalokkupasjon.no erscheint somit insgesamt als ein bemerkenswertes Projekt, das allerdings eine umfassende Aufarbeitung und Aktualisierung benötigt.

-MF-

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Die Okkupationszeit Norwegens im Internet

Quisling und Terboven

Vidkun Quisling und Josef Terboven vor einer Hirden-Abteilung.
(CC-by-Riksarkivet, Norway)

Was wird erinnert? Wie wird erinnert? Wer erinnert? Wo wird erinnert?

Diese zentralen Leitfragen werden uns bei der Auseinandersetzung mit aktueller Erinnerungskultur dirigieren. Wir spezialisieren uns auf norwegische Internetseiten als Erinnerungsort und werden in den kommenden Wochen verschiedene Homepages von sowohl privater als auch institutioneller Basis hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit als geeignete Quelle zur Analyse von Erinnerungskultur im Internet untersuchen.

Da das Internet ein derart großer, ständig fließender und kaum fassbarer Raum ist, ist es wichtig, eine genaue Quellenanalyse zu betreiben. Unter Anderem werden wir dabei den Fokus auf die technischen Angaben der jeweiligen Seiten, den Aufbau und die Struktur, das Design und die Inhalte legen. Diese werden dann in Beziehung zueinander gesetzt und es werden Eindrücke und mögliche Absichten betrachtet. Werden bestimmte Geschehnisse erwähnt? Werden andere Ereignisse (bewusst) nicht erwähnt? Was für versteckte Aussagen liefern ein gewähltes Webdesign und bestimmte Inhalte?

Dies sind Fragen, die wir in den kommenden Wochen anhand einzelner Stichproben versuchen zu klären.

Wir vertreten die These, dass es problematisch ist, norwegische Internetseiten über den Zweiten Weltkrieg als Quelle und Erinnerungsort zu verwenden, da es ihnen zumeist aufgrund von ungewollter Verharmlosung an Seriosität mangelt. Inwieweit dies nur der erste Eindruck sein kann, wird sich durch unsere kommenden Beiträge klären.

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