Archiv 2.0

Kong Haakons tale, 17. Mai 1940

Die klassische Quellenkritik stößt bei der Untersuchung moderner Medien häufig an ihre Grenzen. Bei herkömmlichen, in schriftlicher Form vorliegenden Texten, ist es erheblich einfacher, Entstehungsrahmen und -hintergrund zu rekonstruieren. Deutlich komplizierter gestaltet sich dies bei digitalen Quellen und man sieht sich von vornherein mit der Frage nach der Authentizität konfrontiert. Dies ist der Grund, wieso im Folgenden die zu untersuchende Quelle, König Haakons Rede vom 17. Mai 1940 (zu finden auf der offiziellen Website des Königshauses), nicht primär im Hinblick auf den Materialhintergrund hin, sondern auf ihre inhaltliche Interpretation, sprich ihre Rhetorik und ihre ihr zu Grunde liegende Ideologie untersucht werden soll.

Bei der äußeren Kritik sind vor allem vier Punkte entscheidend: Entstehungsort, -zeit, Verfasser und Adressat. Schon bei der Ortsangabe gibt es erste Schwierigkeiten. Auf der Internetseite des Königshauses findet sich auf den ersten Blick keine diesbezügliche Angabe. Folgt man jedoch den verlinkten Seiten, kann man feststellen, dass eine weitere Rede Haakons des selbigen Tages in Bodø entstanden zu sein scheint. Man kann also davon ausgehen, dass der König sich mit großer Wahrscheinlichkeit entweder dort oder in Tromsø aufhielt, da sich hier seit dem 1. Mai der Regierungssitz befand. Das Ausstrahlungsdatum wiederum ist klar angegeben, Verfasser (Haakon) und Adressat (das norwegische Volk) gut nachzuvollziehen. Daher liegt, wie einleitend bereits hingewiesen, die größte Problematik wohl in der Ermittlung des übertragenden Mediums bzw. des ausstrahlenden Radiosenders. Norsk rikskringkasting (NRK), als größter staatlicher Sender bereits am ersten Tag der Besatzung von den Deutschen übernommen, fällt hier aller Wahrscheinlichkeit nach weg. Spekulierend könnte man annehmen, dass es sich um eine lokale Rundfunkanstalt handelte. Dennoch sollte man sich bei der vorliegenden Quelle die Frage nach der Authentizität stellen, wenn die Herkunft nicht eindeutig zu klären ist. Aus dem gesichteten Material allein lässt sich die Herkunft nicht eindeutig klären, es sollte jedoch davon ausgegangen werden können, dass es sich bei der offiziellen Seite des norwegischen Königshauses um einen seriösen Bereitsteller handelt und von einer authentischen Datei gesprochen werden kann.

Befasst man sich nun genauer mit dem Inhalt der Rede Haakons, sollten einige historische Hintergründe im Vorfeld kurz erläutert werden. Wie bereits erwähnt, befand sich Norwegen zum Zeitpunkt der Ausstrahlung schon einige Zeit unter der Besatzung der Deutschen Wehrmacht, die am 9. April in Norwegen im Zuge der Weserübung einmarschierte. Haakon lehnte nach Absprache mit seiner Regierung eine Kapitulation ab und flüchtete am 7. Juni ins Exil nach London. In Norwegen formierte sich über die Jahre der Okkupation hinweg ein organisierter Widerstand, der im Nachhinein oft als großes nationales Identifikationsbild gesehen wurde.

Der 17. Mai, der in der Rede von Haakon erwähnt wird, ist der norwegische Nationalfeiertag.

Wie geht der König nun also in seiner Ansprache vor? Meiner Meinung nach gibt es hier drei wichtige Stationen, die auch einer festen Reihenfolge folgen. Als erstes lässt sich hier das Zusammenfassen der Lage, die Rechtfertigung und Verteidigung seiner Entscheidungen, „vi valte så langt det lot seg gjøre å sette alt inn på å bevare selvstendigheten “(Min. 1:52,) und natürlich der Vorwurf dem Gegner gegenüber, „forferdelig urett den har begått“ (Min. 1:20), nennen. Haakon schafft hier also zunächst eine Grundlage für die Diskussion, ein Fundament für seine Argumentation, bei der er und seine Entscheidungen eine nachvollziehbare Motivation bekommen.

Der nächste Punkt ist der Kontakt zum Volk. Dies geschieht, indem er einerseits einzelne Bevölkerungsgruppen („telegraffolk, jernbanefolk, arbeidere“(Min. 3:40), „marinen“(Min. 3:07)) als positives Beispiel hervorhebt, „[som] har hjulpet militærvesenet i disse vanskelige dager“(Min. 3:35), andererseits aber an die ganze „sivilbefolkningen“(Min. 4:02) appelliert. Indem er hier die breite Masse einbezieht, schafft er eine Identifikationsgrundlage für das gesamte Volk. Zudem wird sogleich auch der zukünftige Verbündete zweifelsfrei festgestellt: „med våre alliertes hjelp“(Min. 2:40) soll die Freiheit zurückgewonnen werden.

Eng hiermit einhergehend, als letztes und vielleicht wichtigstes Glied in seiner Argumentationskette, steht der positive Ausblick in die Zukunft, den der König gibt. Ein Volk unter Fremdverwaltung braucht Hoffnung und Haakon gibt sie der Bevölkerung: es ist von elementarer Bedeutung „ ikke å oppgi troen på og håpet om at dere skal befries“(Min. 4:37). Denn nur so können die Menschen ihre Aufgabe erfüllen: „å bevare Norge som et fritt, selvstendig land“(Min. 4:59).

Haakons Rhetorik ist klar, präzise und perfekt konstruiert. Er gibt seinem Land, seinem Volk eine Aufgabe, mit dem es seine Hoffnungen verbinden kann. Er schafft eine argumentativ unterstützte Grundlage für den Widerstand, für die Identifikation eines jeden norwegischen Bürgers. Schließlich stellt er auch die Verbindung zwischen sich und seinen Untergebenen her, der vielleicht wichtigste Gesichtspunkt. Haakon sichert sich so die zukünftige Unterstützung.

Dass er mit seiner Argumentation wichtige Impulse gab, kann man am sich bald darauf formierenden Widerstand herauslesen. Inwieweit aber Haakons Rede den Widerstand tatsächlich beeinflusste, kann heute nicht mehr eindeutig nachvollzogen werden.

– verfasst von Felix Guhl (Bachelorstudierender der Skandinavistik/Nordeuropa-Studien am Nordeuropa-Institut)

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Der okkupierte Alltag. Leben im besetzten Norwegen und Dänemark 1940-1945

Im Wintersemester 2014/15 fand am Nordeuropa-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin ein studentisches Tutorium unter dem Titel Der okkupierte Alltag. Leben im besetzten Norwegen und Dänemark 1940-1945 statt. Die Organisation und die Leitung wurden von den Masterstudierenden Markus Fischer und Matthias Parschauer übernommen. Das Tutorium wurde hauptsächlich von engagierten Bachelorstudierenden des Studiengangs Skandinavistik/ Nordeuropa-Studien besucht.Ziel des Kurses war es, das Alltagsleben in den vom Deutschen Reich besetzten Ländern Norwegen und Dänemark mit Hilfe von zeitgenössischen Quellen aufzuspüren.

Zu Beginn des Kurses erarbeiteten sich die Kursteilnehmenden einen inhaltlichen Überblick über den Verlauf des Zweiten Weltkrieges in den okkupierten Ländern. Anschließend wurden Quellen wie Tagebücher, Fotos, Propagandafilme, Radiosendungen und weitere schriftliche Dokumente quellenkritisch aufgearbeitet und diskutiert. Die Vorgehensweise war stets vergleichend, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten in beiden Ländern und denen zugrunde liegenden Ursachen herauszuarbeiten.

Dass eine große Anzahl von Quellen zu Rate gezogen werden konnte, ist nicht zuletzt durch das Internet möglich gewesen. Derzeit werden insbesondere im nordeuropäischen Raum historische Quellen digitalisiert und für Forschende zugänglich gemacht. Im Laufe des Semesters wurden von den Studierenden die digitalisierten Quellen sowie ein Überblick über die Forschungsliteratur zu der Epoche in einer Datenbank gesammelt, die den Beteiligten auch über den Kurs hinaus zur Verfügung steht.

Die teilnehmenden Studierenden haben im Rahmen des Tutoriums eine selbst gewählte Quelle kritisch in einem Referat vorgestellt. Am Ende des Kurses wurde ihnen die Möglichkeit angeboten, ihr Thema in einem Artikel auf dem Eisbrecher Blog vorzustellen. In den nächsten Wochen werden daher Einträge auf dieser Seite veröffentlicht werden, die im direkten Zusammenhang mit dem Tutorium entstanden sind.

Matthias Parschauer & Markus Fischer, April 2015

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Kystfort.com – „Norwegens größtes Internetforum im Bereich der Okkupation und Militärgeschichte Deutschlands zwischen 1940 und 1945“

Screenshot der Startseite von Kystfort.com

Screenshot der Startseite von Kystfort.com

Das norwegische Informations- und Blogprojekt Kystfort.com wurde im Jahr 2005 erstmals erstellt und ist ausschließlich in norwegischer Sprache verfügbar. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus WordPress-Blog, Informationssammlung und Internetforum. Betreiber des Projekts ist der norwegische Grafikdesigner Erik Hårberg, wobei projekteigene Beiträge auch von diversen anderen Autoren stammen. Das Ziel der Internetseite ist offenbar eine Darstellung und Vermittlung von Informationen rund um die deutsche Militärgeschichte in Norwegen der Jahre 1940 bis 1945, vorzugsweise deutsche Festungs- und Bunkeranlagen (“Atlantikwall”) betreffend. Gestützt wird Kystfort von einem Webshop namens Krigsbunkeren.no, der Texte, Bücher und Bilder, die im thematischen Bereich des Krieges in Norwegen angesiedelt sind, anbietet und ebenfalls von Hårberg betrieben wird.

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Kystfort prinzipiell um einen WordPress-Blog, also ein System, durch welches einem Autor ermöglicht wird, ohne großartige Programmierungs- und Designkenntnisse mehr oder weniger regelmäßige Beiträge zu veröffentlichen, diese mit diversen Online-Medien, wie hypertextliche Querverweise oder Youtube-Videos, zu verbinden und anschließend mit Hilfe einer Kommentarfunktion zur Diskussion zu stellen. Doch der eigentliche, zentrale Inhalt der Seite besteht eher weniger aus dem Blog, da quantitativ kaum nennenswerte Beiträge veröffentlicht wurden (11 Beiträge im gesamten Jahr 2013). Der Großteil dieser Beiträge besteht aus kurzen Zusammenfassungen von Zeitungsartikeln, in denen das projektspezifische Thema behandelt wurde, bspw. als 2013 ein ehemaliger deutscher Bunkerkomplex in der Nähe von Stavanger im Zuge eines Wohnungsbauprojekts entdeckte. NRK berichtete über diesen Fund und thematisierte die Frage, was mit solchen Erinnerungsträgern geschehen soll (http://www.kystfort.com/?p=192).

Der Großteil des Inhalts von Kystfort besteht aus dem Forum, das man über den ersten Link in der horizontal verlaufenden Navigationsleiste erreichen kann. Neben der Vielfältigkeit der Kategorisierungen von Thematiken innerhalb des Forums, ist die Statistik von über 64.000 Beiträgen bei rund 3.800 registrierten Mitgliedern (Stand: 03.03.2014) enorm. Kystfort selber bezeichnet das Forum als Norwegens größtes Internetforum, das im Bereich der Okkupation und Militärgeschichte Deutschlands zwischen 1940 und 1945 angesiedelt ist. Es werden klare Benutzungsrichtlinien vermittelt, die politische Aussagen aus jedweder Richtung nicht dulden und ebenfalls dazu dienen, klarzustellen, dass das Kystfort-Forum ein unpolitischer Diskussionsort für historisch Interessierte ist.

Über den zweiten Menüpunkt der Navigation gelangt man zum allgemeinen Abschnitt der deutschen Bunkeranlagen in Norwegen, wobei sich hier ein Untermenü zur Spezifizierung in die verschiedenen Küstenregionen öffnet. Interessant ist hierbei, dass keiner dieser Inhalte – man nimmt beim ersten Blick an, es handle sich hier um die inhaltlich größte Subpage von Kystfort – explizit zu Kystfort gehört bzw. überhaupt Inhalt bietet, denn jeder der Links zu den verschiedenen Regionen beinhaltet eben keinen selbst verfassten Artikel mit Informationen o.Ä., sondern lediglich eine Verlinkung zum jeweiligen Bereich des Forums, was in keinster Weise erkennbar ist.

Der nächste Punkt in der Navigation lautet “Kystfort Informasjon” und beinhaltet eine Weiterleitung auf eine Seite innerhalb des WordPress-Blogs, auf der sämtliche Meldungen bzgl. des Projekts selber dargestellt werden, also im Grunde eine Zusammenfassung der Blogbeiträge, die das eigene Projekt betreffen, wie bspw. Änderungen an der Homepage. Dieser Kategorie kann man entnehmen, dass die Umstellung auf WordPress erst 2013 erfolgte und der Inhalt zuvor noch über ein anderes, nicht genanntes System dargestellt wurde.

Der darauf folgende Navigationspunkt ist der bereits erwähnte Webshop, der dem Projekt als (finanzielle Stütze) dienen soll. Hier wird man auf eine an sich fremde URL verlinkt (www.krigsbunkeren.no). “Nyheter fra land og strand” [dt. Neuigkeiten von Land und Strand] bildet den vorletzten Abschnitt der Navigation. Hier sind sämtliche Blogbeiträge zu finden, die sich nicht um das Projekt selber drehen, sondern konkreten thematischen Inhalt besitzen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier zumeist um bereits veröffentlichte Artikel oder Beiträge, die kurz zusammengefasst und verlinkt werden.

Die letzte Kategorie “Kystfortblogg” beinhaltet lediglich einen Beitrag, der im Grunde nur aus einem einzigen Link zu einem PDF-Dokument besteht, welches sich “Andørja 1940-1945” nennt. Darin enthalten sind schriftlich festgehaltene Interviews von Zeitzeugen, die in diverse Kategorien unterteilt worden sind und von Evakuierung bis Widerstandsarbeit reichen.

Darüber hinaus bietet Kystfort weitere, für Blogs übliche Inhalte, wie eine Suchfunktion, ein Direktzugriff auf das Beitrags- und Kategoriearchiv sowie eine Kurzübersicht der letzten fünf Beiträge des Blogs. Ferner befindet sich auf der Startseite ein Kalender, der allerdings komplett ohne (aktuellen) Inhalt ist und dazu dienen soll, an bestimmte historische Ereignisse oder sonstige Aktivitäten, wie Ausstellungen o.Ä. in Kalenderform zu erinnern. Hinzu kommt, dass man direkt zu Beginn mit privaten Fotografien von bestimmten Bunkeranlagen konfrontiert wird.

Was die visuelle Umsetzung betrifft, wirkt das Projekt recht unfertig und erweckt den Anschein, als wäre es noch in der Entwicklungsphase. So befinden sich auf der Startseite am oberen und unteren Rand jeweils ein schwarz hinterlegter Bereich, der Webdesign-Vorlagentexte beinhaltet (Bsp.: “You can change this text using theme Settings > Footer”). Der gesamte Hintergrund der Webseite besteht aus einer offenbar von Hårberg selbst angefertigten Karte Norwegens, auf der sämtliche Bunkeranlagen und Stellungen eingezeichnet sind, und welche nebenbei auch im Webshop zum Verkauf steht und darüber hinaus auch Hintergrund des Webshops ist und das Logo dessen beinhaltet. So steht man also vom ersten Moment mit Werbung des Shops in Kontakt. Der Blog an sich ist in hellen Farben, vorwiegend weiß, hellgrau und blau gehalten, wobei die verschiedenen Bereichsüberschriften schwarz hinterlegt sind, wodurch diese sich ganz klar vom Rest abheben, was im Allgemeinen eine recht hohe Übersichtlichkeit sowie Neutralität hinsichtlich der Farbgebung zur Folge hat.

Das Logo der Projektseite Kystfort steht gut sichtbar direkt über der Navigationsleiste und besteht aus einer stilisierten Abbildung des von Stacheldraht umgebenen 28cm Geschützes der Festung Fjell. Da der Stacheldraht beinahe schon provokativ um das Geschütz verläuft, könnte man darin die Forderung zur Bewahrung von Küstenstellungen in Norwegen als Erinnerungsort des Krieges (norw. “krigsminne”) deuten. Mit Blick auf das Forum, den inhaltlich vermeintlich größten Teil der Seite, sticht einem die Bannerwerbung im Header ins Auge. Zum Einen wird auch hier mittels Banner für den Webshop geworben, aber zum Anderen existiert auch ein Banner, der für einen fremden Webshop für Outdoorbekleidung und Ausrüstung mit dem Slogan “Utstyret til Bunkerturen finner du hos oss!” [dt. “Ausrüstung für Bunkertouren findest du bei uns!”] wirbt (www.utstyrskontroll.no).

Das Projekt kann teilweise als problematisch eingeschätzt werden, denn der erste Eindruck der Seite ist durchzogen von obskur und beinahe schon verherrlichend wirkenden Abbildungen. Man wird förmlich überrannt von Fotos deutscher Küstengeschütze, was, speziell in Verbindung mit der scheinbaren Lückenhaftigkeit der visuellen und teilweise auch inhaltlichen Bearbeitung, das Projekt in eine gewisse Unseriosität drängen könnte. Auch die Aufdringlichkeit der Werbung durch das gewählte Hintergrundbild des Blogs trägt ihren Teil dazu bei. Dabei ist die Intention von Kystfort, nämlich das Bewahren von Bunkeranlagen der Deutschen im besetzten Norwegen als Erinnerungsorte des Krieges, eine durchaus sinnvolle und meines Erachtens nach auch lobenswerte. Dabei scheinen die Betreiber auf reges Interesse zu stoßen, wie es die Statistiken des Forums offenlegen. Laut eigener Aussage sind die Mitglieder über das ganze Land verstreut und haben Spaß daran, Touren durchzuführen und Überreste oder bestehende Bunkeranlagen zu entdecken oder zu fotografieren und Besonderheiten zu diskutieren. Sogar gemeinsame “Community-Treffen” zu gemeinsamen Touren werden geplant und auf Bildern festgehalten. Auf der anderen Seite erscheint es als problematisch, dass Autoren oder Betreiber kaum klar erkennbar sind. Informationen über Hårberg findet man erst über die Verlinkung zum Webshop und von dort zu seiner persönlichen Homepage.

Abschließend lässt sich sagen, dass Kystfort ein interessantes Projekt ist, das einen positiven Grundgedanken beherbergt, den offensichtlich sehr viele User teilen. Die teils misslungene Umsetzung, die an einigen Stellen recht lückenhaft und unfertig wirkt, verhält sich hier wie eine Hürde. Offenbar hatte man 2013 vor, Kystfort auf WordPress umzustellen, doch es wirkt, als wäre dieses Vorhaben angefangen und nie beendet worden, was sehr schade ist, da besonders das Forum ein wertvoller Ort zu sein scheint, der ziemlich ungeschickt in die Seite eingebunden ist, sodass die Unübersichtlichkeit vorherrscht.

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NORDIKI – Das Netzportal mit Archivmaterial aus dem besetzten Norwegen

Screenshot der Hauptseite des Digitalarchivs NORDIKI

Screenshot der Hauptseite des Digitalarchivs NORDIKI

Der ausschließlich norwegische Internetauftritt Nordiki.no wurde am 14. April 2005 erstellt und ist ein rein institutionell gestütztes Projekt. Die Projektgruppe, die Nordiki betreibt, besteht ausschließlich aus Universitäts-, Hochschul-, Archiv- und Museumsmitarbeitern aus Bergen. Projektleiter und Ansprechpartner ist Prof. em. Stein Ugelvik Larsen vom Institut für Informations- und Medienwissenschaft der Universität Bergen. Im Grunde handelt es sich bei Nordiki um ein volldigitalisiertes Quellenarchiv, das alle Seiten des Zweiten Weltkrieges und der Okkupation Norwegens zwischen 1940 und 1945 durch Foto, Film, Audio und verschiedene Presseerzeugnisse der Zeit zu dokumentieren versucht. Dadurch möchte man einen größtenteils vollständigen Einblick in die Okkupationszeit Norwegens liefern, vor allem, um der Forschung neuartige Möglichkeiten der Analyse und Historiographie dieser Zeit zur Verfügung zu stellen. Dabei wendet sich Nordiki vor Allem an die Öffentlichkeit und Privatmenschen und bittet um Mithilfe bei der Vervollständigung des Archivs durch Einsenden und anschließender Qualitätskontrolle von Material sowie dazugehöriger Verlinkung zu bisherigen Webprojekten, die ebenfalls in dem Themenfeld angesiedelt sind.

Die Startseite von Nordiki besteht aus einer Art Willkommensseite, auf der einige historische Bilder sowie ein Willkommensgruß in drei Sprachen – Norwegisch, Englisch sowie Deutsch – vorhanden sind. Gelangt man nun automatisch zur Hauptseite, erkennt man die klare und übersichtliche Struktur des Webprojekts: Mittig auf der Seite befindet sich der Inhalt. Linksbündig befindet sich die thematische und chronologische Navigation durch das Webarchiv, beginnend mit Krigsforspill [dt. etwa “Vorkriegszeit”], Okkupasjonen [dt. “die Besatzung”] sowie abschließend Frigjøringen [dt. “die Befreiung”]. Jeder dieser Zeitabschnitte ist in der Navigation erneut in verschiedene Punkte unterteilt. In der Vorkriegszeit befinden sich Punkte über wichtige Aktivitäten im Allgemeinen, Hitlers Norwegen-Besuch 1934 und die Invasion. Unter dem Punkt der Besatzung sind die Abschnitte über die deutsche Besatzungsmacht, die alliierten Streitkräfte, den Widerstand (“Heimatfront” & illegale Presse), deutsche, alliierte und norwegische Propaganda, norwegische Kollaboration sowie Alltagsleben zu finden. Die Befreiung unterteilt sich in “Mai 1945” als Thema sowie die Rechtsprozesse der Verräter [norw. “landssvikoppgjøret”]. Viele dieser Inhaltsseiten bestehen aus Bildern, einem kurzen Einführungstext sowie einer Auflistung von Primär- und Sekundärquellen zu dem Thema, wobei (noch) nicht zu jedem Themenfeld Primär- oder Sekundärquellen vorhanden sind.

Rechtsbündig befindet sich das zweite Navigationsmenü, über das man zu Foto-, Film-, Ton- und Dokumentsammlungen anderer Webprojekte gelangt. Ebenfalls sind dort verschiedene Online-Datenbanken verzeichnet. Bei den Sammlungen und Datenbanken handelt es sich sowohl um Privatprojekte, als auch um institutionelle Seiten. Über das rechtsbündige Navigationsmenü gelangt man außerdem zu einer Auflistung von Büchern, die in Zusammenarbeit mit einzelnen Mitarbeitern von Nordiki entstanden sind, und zu einer Art weiterführenden Linksammlung. Hier werden themenspezifische Internetausstellungen, weiterführende (zumeist private) Webprojekte, Literaturlisten, sonstige Artikel sowie bevorstehende Informationstage oder Seminare verschiedener Institutionen angegeben und verlinkt. Abschließend wird ein Beitragsarchiv angeboten.

Die Homepage ist sehr simpel gehalten. Man hat sich für ein übersichtliches, dreispaltiges Format entschieden, wobei die beiden Navigationsmenüs und der jeweilige Inhalt die Spalten bilden. Die Farbgebung ist schlicht und hell: ein weißer Hintergrund, hellgrau hinterlegte Felder und pinkfarbene Überschriften. Dadurch wirkt die Seite im Allgemeinen recht neutral und ist gut lesbar. Des Weiteren ist Nordiki frei von Werbung und sonstigen Einblendungen. Lediglich ein Google-custom Suchfeld zur Nordiki-internen Suche und ein “Folge uns auf Facebook” Button sind in den Navigationsspalten vorhanden. Durch einen Klick auf den Facebook-Button gelangt man auf das Projektprofil, von welchem aus ebenfalls Neuigkeiten und Beiträge veröffentlicht werden.

Da Nordiki eine institutionelle, universitätsgestützte Homepage ist, erwartet man gerade hier gut recherchierte Inhalte, Objektivität sowie eine gute Umsetzung. Nach wenigen Minuten wird einem klar, dass diese Punkte hier voll und ganz zutreffen. Es werden nicht nur alle Seiten der Okkupation beleuchtet, sondern auch dadurch, dass es sich bei Nordiki um ein reines Webarchiv handelt, objektiv vermittelt. Die Orientierung und Navigation ist stets nachvollziehbar und logisch und unterstreicht dadurch den Gesamteindruck. In einigen Quellenkategorien trifft man auf bereits behandelte Webprojekte, wie bspw. NUAV, digitalokkupasjon oder krigsminne, was den Blick auf diese Projekte wiederum in ein positives Licht rücken kann, da laut Nordiki-Disclaimer, eine Qualitätskontrolle vor einer Verlinkung durchgeführt wird. Das Projekt stellt einem eine breite und äußerst detaillierte digitalisierte Quellenlandschaft zur Verfügung und kann als eine Art “Zentrum” zur Quellenrecherche dienen, da, gerade durch die Verlinkungen auf weiterführende Projekte, der Informationsgehalt enorm ist. Allerdings muss man beachten, dass die themenspezifischen Primär- und Sekundärquellen nicht vollständig sind und es durchaus vorkommt, dass eine Quellenauflistung noch komplett inhaltsleer ist.

Abschließend lässt sich sagen, dass Nordiki ein gelungenes Projekt ist, das für jeden Interessierten oder Forscher im Bereich der Okkupationszeit als Anlaufstelle zur Quellensuche dienen kann und sollte, da sich kaum anderswo im Internet eine derartige Masse und Vielfältigkeit von digitalisierten Primär- und auch Sekundärquellen innerhalb dieser Thematik finden lässt. Die Umsetzung ist gelungen und aufgrund von fehlender Werbung oder Sponsoring-Einblendungen lassen sich keine Punkte finden, die die Seriosität der Homepage in Frage stellen könnten.

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Forening Krigshistorisk Landskap Finnmark – Die Finnmark als Erinnerungsort des Zweiten Weltkriegs

Screenshot vom FKLF-Blog

Screenshot vom FKLF-Blog

Die Internetseite des “Forening Krigshistorisk Landskap Finnmark”(krigshistorisklandskap.blogspot.de / FKLF) wurde auf der Plattform Blogspot im Oktober 2010 gestartet und entwickelte sich seitdem rasch zu einem vielbesuchten Blog mit mittlerweile mehr als 66.000 Aufrufen (Klick-Zähler ohne IP-Speicherung). Betrieben wird der Blog von zwei norwegischen, privaten Bloggern: Roger Albrigtsen sowie Bernt Isaksen, aktive Blogger seit 2008 bzw. 2009. Die Internetseite selbst ist in norwegischer Sprache, was interessant ist, da sie auf dem deutschen Blogspot-System erstellt wurde (blogspot.de).

Das selbst bestimmte Ziel des Vereins ist es, die Finnmark und deren Historie als Erinnerungsort des Zweiten Weltkriegs und der Okkupationszeit zu dokumentieren, zu bewahren und zu vermitteln. Dabei wird auf unterschiedliche Art von Unterstützung gesetzt. Zum Einen wird eine jährliche Mitgliedschaft angeboten und zum Anderen wird relativ deutlich per PayPal-Einbindung um Spenden gebeten. Generell schreiben die Verantwortlichen: “Our network of associates extends from Norway via Russia, Sweden, Germany and the United States – People with a genuine interest in helping us dig up relevant material relating to Finnmark in the period 1940-1945.” Darüber hinaus ist eine Vielzahl von Stützen durch diverse Verlage und Stiftungen vorhanden, die auf der Startseite durch Banner dargestellt ist. Dazu zählen der Verlag Kristiansen, die Fritt-Ord Stiftung, die Sparebankstiftelse DNB NOR, Finnmarkseiendommen/Finnmárkkuopmodat sowie die RiddoDuottarMuseat-Stiftung. Außerdem besteht eine Zusammenarbeit mit dem Røde Kors Kriegsmuseum in Narvik (narviksenteret.no).

Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim FKLF um einen Blog, in dem also die einzelnen Beiträge, die in sehr unregelmäßigen Abständen erscheinen, das inhaltliche Zentrum bilden. Momentan (Stand: 04.02.2014) lässt sich der aktuellste Beitrag auf den 02.09.2013 zurückdatieren. Jeder Beitrag ist mit zahlreichen Bildern unterschiedlicher Art versehen. Dabei kann es sich um private Fotos der Blogger bspw. von in Wäldern entdeckten Überresten bestimmter militärischer Gerätschaften oder auch von Scans zu Wissenswertem über die Region Finnmark zur Zeit von 1940 bis 1945 handeln. Dadurch lassen sich die Arten der Blogbeiträge klassifizieren in a) eigene Entdeckungen, die auf Fotos festgehalten und mit kürzeren Informationstexten versehen wurden, und b) wissenswerte Informationen, denen der Anschaulichkeit halber Bilder aus der Zeit (bspw. einer Person, eines Dokuments oder eines Schiffs, die/das von zentraler Bedeutung für ein spezielles Thema ist) angehängt sind. Immer werden die Bilder informativ erläutert, was auf eine Auseinandersetzung mit der Thematik und eine intensivere Recherche deutet. Ferner werden in Beiträgen oft interessante und weiterführende Links zu Artikeln oder Arbeiten außerhalb von FKLF, die sich mit dem Beitragsthema befassen, angeboten.

Die Seite bietet die Blogspot-übliche Archivsuche, mithilfe derer man den gesamten Blog auf Schlagwörter durchsuchen kann und darüber hinaus eine Facebook-Anbindung in Form eines blauen Facebook-Buttons. Durch einen Klick auf diesen Button gelangt man zur (geschlossenen) Facebook-Gruppe des Projekts, die (Stand 04.02.2014) 82 Mitglieder zählt. Außerdem bietet FKLF die Möglichkeit, sich für einen Newsletter einzutragen.

Durch die Tatsache, dass das Projekt auf Blogspot gehosted wird, halten sich etwaige äußerliche Besonderheiten oder Finessen in Grenzen. Den Hintergrund bildet eine simple Textur, die aus grauen, diagonal verlaufenen Linien auf schwarzem Grund besteht. Die einzelnen Beiträge sind dunkelgrau hinterlegt, wodurch sich, besonders im Zusammenhang mit schwarz-weißen Fotos, eine recht düstere Atmosphäre auf dem Blog breit macht. Dies könnte man insofern deuten, dass die Verantwortlichen die Okkupation der Region Finnmark als düsteren Fleck der norwegischen Historie sehen und eine dementsprechende Farbgebung gewählt haben. Der Text in den Beiträgen lässt sich angenehm lesen, da eine ausreichend große Schriftgröße verwendet wird und die weiße Schriftfarbe einen idealen Kontrast zum dunkelgrauen Beitragshintergrund bildet.

Der erste Eindruck von dem Projektblog ist durchweg von Seriosität geprägt, da man sich hier vollends auf gut recherchierte Inhalte konzentriert. Auch nach weiterer Beschäftigung mit dem Blog wird diesem Eindruck nichts entgegengesetzt. Schade ist die fehlende IP-Speicherung des Klick-Zählers, da man ohne diese kaum ein reales Abbild der Präsenz des Projekts erfahren kann, da auch jedes Neuladen der Seite als Aufruf zählt.

FKLF erreicht all seine Ziele auf beeindruckend neutrale Art und Weise, die durch das Blogspot-System angetrieben wird, da man hier keine großartig weitreichenden Designmodifikationen vornehmen kann. Doch genau diese Simplizität ermöglicht den verantwortlichen Bloggern ein objektive und dennoch uneingeschränkte Speicherung und damit Formung von Erinnerungskultur: den Erhalt der Region Finnmark als kriegshistorischen Erinnerungsort.

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Schwedens digitale Rundfunk- und Fernseharchive: Zeitgeschichte nacherleben im Internet

Das Team von Eisbrecher probiert etwas Neues: Dieser Artikel ist als Podcast abrufbar – mit zahlreichen Orginal-Ton-Dokumenten aus den Archiven des Schwedischen Rundfunks zum Anhören. Vielen Dank für die freundliche Genehmigung an Anna Wesslau (Sveriges Radio)! Weiterlesen

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SVAR – Archivforschung im Web

Wikimedia Commons, Foto: William Hoiles

Archivforschung kann sehr aufwändig und langwierig sein. Größtenteils sind Originaldokumente nur in den Archiven selber einsehbar. Gerade für Forscher aus dem Ausland bedeutet somit die Beschaffung oftmals einen enormen Aufwand. Muss man für nur ein Dokument sogar eine Reise antreten? In Schweden gibt es eine Alternative.

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